Im Rahmen der Ausstellung „Gezeichnete Stadt“ hat die Berlinische Galerie das Jugendgremium Schattenmuseum und sideviews eingeladen, einen Beitrag zum Festival Einzeichnen einzureichen.
Am 3. Oktober konnten sich Passant*innen gemeinsam mit dem Jugendgremium am Kottbusser Tor / Zentrum Kreuzberg kollektiv einzeichnen. Das Jugendgremium interessierte, was den Menschen am Kotti wichtig ist. Der Prozess wurde gefilmt und live auf das Festival in der Berlinischen Galerie übertragen.
Dort fanden ebenfalls unterschiedliche Zeichenaktionen zum Mitmachen im Museum, auf dem Vorplatz und in der Nachbarschaft statt. Es ging dabei immer um die Fragen: Was kann Zeichnung alles sein? Welche Rolle spielt sie im Stadtraum?
Das Konzept zum Festival wurde von Constanze Eckert in Zusammenarbeit mit den Kunstvermittler*innen der Berlinischen Galerie erarbeitet.
Museum UND Schule? Das Labor für ZwischenRäume ist eine künstlerische Versuchsanordnung zwischen dem Jüdischen Museum Berlin und der Refik-Veseli-Schule in Berlin-Kreuzberg konzipiert und durchgeführt von sideviews: In fünf Produktionen wurde die Schnittstelle zwischen Schüler*innen und dem Museum, als Arbeitsfeld und Speicherort für Erinnerung und Identität erforscht. Entlang von Themen wie Flucht und Exil erarbeiteten die Jugendlichen theatral-interaktive Führungen und eigene theatrale Formen. Die Bühne wurde z.B. zu einer großen Tafel, an der Menschen mit unterschiedlichen politischen Positionen Platz nehmen konnten, verhandelt wurden Ideen und Praxis eines Konflikts, angelehnt an den Nahost-Konflikt. Die fünf Produktionen wurden in unterschiedlichen Darstellungsformen sichtbar z.B. in einer Ausstellung, einer performativ-chorischen Führung, einem begehbar-inszenierten Bühnenraum, einem Museum in der Schule etc. Ausgehend von dieser Forschung entstand das Schattenmuseum.
Eine künstlerische Versuchsanordnung zwischen dem Jüdischen Museum Berlin und der Refik-Veseli-Schule in Berlin-Kreuzberg konzipiert und durchgeführt von sideviews:
Ist die Welt reale Wirklichkeit oder ist die Welt nur das was wir uns vorstellen? 60 Kinder der Nürtingen-Grundschule in Berlin Kreuzberg gingen über ein Jahr lang auf die Suche nach möglichen Antworten. In diesem urban-ethnografischen Experiment, untersuchten Schüler*innen auf der Grundlage von Videointerviews die soziale Vielfalt in ihrem Umfeld. Dabei wurden sie mit unterschiedlichsten Themen konfrontiert: Asylsuche, Politik, Drogendealer, Einwanderung, Regieren. Mit Methoden des Theaters und durch eine Videodokumentation wurde die Forschung sichtbar und erfahrbar gemacht. Die, in der Interviewwerkstatt, erworbenen Informationen zu unterschiedlichsten Lebensentwürfen und Identitäten wurden anschließend inszeniert: In einem drei-wöchigen Spiel waren Schauspiel, Regie, Erzählen, Kostümbild, Bildende Kunst und Musik der Motor, der einen großen Verhandlungsprozess in Gang setzte. Es zeigte sich, dass Identitäten und Realitäten neu konstruiert werden können. Und dass die Rituale, Selbstverständnisse und Haltungen verändert werden können, wie auch die Welt.
Das Theaterprofil der Refik-Veseli-Schule entstand 2013 bis 2019 im Rahmen des Modellprogramms Kulturagenten für kreative Schulen. Jedes Jahr wurden in Zusammenarbeit mit sideviews drei Theaterproduktionen entwickelt: Eine 7. Klasse über vier Wochen und eine 8. und 9. Klasse über je zwei Wochen. Die Schüler*innen entwarfen die Inhalte sowie jeweils eine eigene Theaterform. 2013 startete die Profilierung mit dem Piloten: „Warum ist es so schwer über Liebe zu sprechen?“. Jedes Thema wurde im Austausch mit den Lehrpersonen formuliert und zusammen mit den Schüler*innen ausgearbeitet und entwickelt, z.B. die Auseinandersetzung mit dem Schulnamen.
Ab 2016 entstand das Labor für ZwischenRäume: sideviews, das Theaterprofil der Refik-Veseli-Schule und das Jüdischen Museum Berlin (JMB) erforschten die Zusammenarbeit zwischen Schule und Museum. In unterschiedlichen Annährungen wurden Themen des JMB, z.B. Golem, das Neue Land, die Liebeskind-Architektur theatral, performativ, chorisch, installativ erforscht. Sichtbar wurden die Prozesse z.B. in einer Ausstellung, einer performativ-chorischen Führung, einem begehbar-inszenierten Bühnenraum, einem Museum in der Schule etc.. Insgesamt entstanden 17 Produktionen im Rahmen des Theaterprofils. Der Prozess ist ein Beispiel für Möglichkeiten kultureller Schulentwicklung.
Warum ist es so schwer über Liebe zu sprechen?FINDET REFIK!ZukunftWunschTraum NEW TOWN – FragmenteTeenie-Leaks oder Wir können nichts dafür, dass ihr uns nicht verstehtEin neues Land ANKOMMEN.ZusammenTreffenVOIDS.LeerstellenGOLEMPROTEST!Museum.SpielenDas Spiel des LebensIn deutschen Landen 2018Tree Pennies in Detroit
Wer hält sich schon an eine Schulordnung, die keiner versteht und dazu total uncool rüberkommt? 75 Schüler*innen haben sich ihre Schulordnung vorgenommen, um die Grundregeln des Zusammenlebens und Zusammenlernens in einer den Schüler*innen verständlichen Sprache und Ästhetik zu vermitteln. Gemeinsam mit sideviews haben Schüler*innen der Klassen 7.-9. das Filmprojekt „RESPECT!“, einschließlich Soundtrack erarbeitet. Entstanden sind sechs Episoden zu den Themen Pünktlichkeit, Konflikte, Verantwortung, Verhalten, Schulklima und Diskriminierung, in den Formaten Spielfilm, Werbefilm und Reportage, die zur Premiere im Eiszeitkino präsentiert wurden.
RESPECT! – Ein Film über die Regeln des Zusammenlebens, 2012-2013
Der Film war Ausgangspunkt für das Theaterprofil der Refik-Veseli-Schule, das im Februar 2013 mit dem Piloten „Warum ist es so schwer über Liebe zu sprechen?“ startete.
Auf der Mauer auf der Lauer – Geschichte und Kunst von Kindern für Kinder war ein Langzeitprojekt zum Thema Geteilte Stadt an der Nürtingen Grundschule in Berlin Kreuzberg in drei Projektphasen: Von November 2009 bis Juli 2010 und mit 100 Kindern der Klassen 1-6. In den ersten Monaten durchliefen die Kinder eine Interviewwerkstatt und unternahmen Exkursionen zur Gedenkstätte Berliner Mauer entlang der East Side Gallery. Ausserdem führten Video-Interviews mit Zeitzeuginnen aus West und Ost, die nahe der Mauer lebten und jeweils unterschiedliche Erfahrungen gemacht haben. Die zweite Phase bestand aus einer 3-wöchigen Spielwerkstatt in der Schule, in der die erworbenen Kenntnisse aus der Interviewwerkstatt über das Leben in Ost und West in einem künstlerischen Setting nachvollzogen werden konnten, auf spielerische Weise. Ausgangspunkt war eine Mauer aus 150 aneinander fixierten Umzugskartons, die die Aula der Schule in zwei Gebiete aufteilte: „Blauland“ und „Orangania“. Die Kinder agierten auf der einen oder der anderen Seite nach ähnlichen Regeln wie damals in Ost- und West-Berlin. Sie vermissten ihre besten Freunde, schrieben sich Briefe, bauten Musikinstrumente, bemalten die „Mauer“ in Orangania, erfanden Schmuggel- und Agentinnen-Spiele sowie Sprechchöre und Songtexte und vollzogen damit chronologisch und künstlerisch die Geschichte der Teilung und Öffnung nach. Als Abschluss wurde die Mauer kollektiv in einer Art Zeitlupen-Choreografie eingerissen.
Die dritte Phase fand im Pavillon der Mauer-Gedenkstätte Bernauer Straße statt: Die Präsentation des Mauerprojektes. Dort wurde der Spielraum installiert mit Pappkarton-Mauer und „Orangania“ und „Blauland“. Von den Künstlerinnen begleitet entwickelten die Schülerinnen das Konzept für die Ausstellung. Sie kuratierten und setzten sie um und entwickelten den Katalog: Sie schrieben, malten, scannten, layouteten, bauten, lasen vor, interviewten die Besucherinnen. Eine Woche lang zeigten die Grundschülerinnen von morgens bis abends ihre Ausstellung unermüdlich und mit viel Spaß vor Touristinnen aus aller Welt, vor Presseleuten und Schulklassen aus anderen Schulen. In deutsch, englisch, türkisch, spanisch, dänisch und schwedisch gaben sie eine Einführung in das Projekt. Alle Besucherinnen waren eingeladen mitzuspielen.
Radiobeitrag von Frauke Thiele: Auf der Mauer. Ein Beitrag vom rbb Kulturradio.